Ob in Unterhaltsverfahren, Arbeitsrechtsauseinandersetzungen oder Wirtschaftsfällen -
bisweilen schwant den Mandanten ein böser Verdacht. Sie berichten ihrem Anwalt von
Mitarbeitern, die trotz Nebentätigkeits- oder Wettbewerbsverbots nebenher arbeiten.
Oder Ex-Partnern, die ihr eheähnliches
Verhältnis zu einer anderen Person verheimlichen und nach wie vor Unterhalt kassieren.
Oder sie sind Opfer der umgekehrten Variante, dass der Unterhaltsverpflichtete mit einem
angeblich vom Bruder ausgeliehenen Porsche durch die Gegend zieht, ansonsten aber
seinem Arbeitslosen-Status fröhnt.
Doch ohne entsprechende Beweise kann hier auch der beste Anwalt nicht weiterhelfen.
Deshalb beauftragen Anwälte in derartigen Fällen gern Privatdetektive.
Doch wie kommt man an die heran. Natürlich gibt es im Internet oder den Gelben Seiten
diverse Adressen und Telefonnummern. Doch großspurige Versprechungen über angebliche
Ermittlungserfolge unter Einsatz modernster Technik in großformatigen Anzeigen sagen
noch lange nichts über die wirkliche Qualität, Seriosität und Erfahrung der Ermittler aus?
   
Kontaktaufnahme ist Chefsache
Bisweilen überlassen Anwälte die Auswahl des Detektives der Sekretärin. Und die ruft
dann bei dem an oberster Stelle im Telefonbuch gelisteten Detektivbüro an und vergibt
den Auftrag gleich fernmündlich. Bei einer derartigen Auftragserteilung ist der Misserfolg
allerdings schon vorprogrammiert
Denn zunächst ist die Auswahl eines geeigneten Detektives absolute Chefsache: Der Anwalt
tut gut daran, einen ersten Gesprächstermin im Büro des Detektivs zu vereinbaren. Dann kann
er sich nämlich gleich über den Standort und die Büroausstattung ein erstes Bild machen.
Veraltete Büroräume oder eine schlechte technische Ausstattung sprechen nämlich dafür,
dass auch die Kernkompetenzen des Privat-Matulas eher bescheiden ausfallen.
Bei Zweifeln sollte man daher lieber gleich von einer Zusammenarbeit absehen und es eine
Haustür weiter versuchen.
Immerhin geht es um den Aufbau einer langfristigen Zusammenarbeit in oft heikler Mission.
Pannen können sich da weder Mandant noch Anwalt erlauben.
Erfährt etwa ein Betriebsratsmitglied, dass ihn der Firmenchef observieren lässt, um
Kündigungsgründe gegen ihn zu sammeln, kann das im Extremfall die Existenz kosten.
Denn welcher Mitarbeiter arbeitet schon gern in einem Betrieb, von dem er weiß, dass
der Arbeitgeber zu fragwürdigen Methoden greift.
Echte Profis sind rar
Etwa 2.000 Menschen in Deutschland nennen sich Privatdetektiv - darunter auch zahlreiche
ehemalige Kriminalbeamte, die ihr Gewerbe über die Ehefrau anmelden, um die Pension
nicht zu gefährden. Die echten Profis dagegen muss man schon mit der Lupe suchen. Denn
sie sind eindeutig in der Minderheit. Auf etwa 100 schätzt Wirtschaftsermittler Klaus-Dieter
Baier aus Berlin den harten Kern professionell agierender Ermittlungsspezialisten - bundesweit
wohlgemerkt. Da von diesem kleinen Zirkel aber auch nur etwa 70 in eine der
Detektivverbände organisiert sind, erweist sich die Auswahl eines qualifizierten
Privatermittlers als extrem schwierig.
Vorsicht bei großspurigen Versprechen
Sicherheitsberater Baier, Mitgesellschafter der DESA GbR, einem 6-köpigen Team von
Ermittlungsspezialisten mit Sitz in Berlin, kennt seine Branche aus über 15-jähriger eigener
Tätigkeit.
Und er weiß, dass "Kollegen" bei Ermittlungen bisweilen Rechtsvorschriften verletzen -
entsprechende Beschwerden von Anwälten werden ihm häufiger zugetragen
Das alles lässt sich jedoch von vornherein vermeiden, wenn man sich bei der Auswahl der
Ermittler genügend Zeit lässt und die Kandidaten kritisch hinterfragt.
„Ich erinnere mich an einen Fall", berichtet Baier, „ da hatte der Ermittler gegenüber seinem
Klienten doch glatt behauptet, Faxmitteilungen der observierten Firma über Funk auch aus
weiter Entfernung abfangen zu können. In Wahrheit haben die nur den Müll der Zielperson
ausgewertet und aus den Papierschnipseln belanglose Informationen zusammengestellt."
Hohe Aufklärungsquote
Dennoch: Die Beauftragung eines Detektivbüros kann sich lohnen. „Dass Detektive ein
kompetenter und zuverlässiger Partner in allen Lebensbereichen, insbesondere aber der
Wirtschaft sind, beweist auch das hohe Aufklärungsergebnis. Immerhin konnten die
Sachverhalte in 64 Prozent aller Fälle vollständig und in 29 Prozent teilweise ermittelt werden.
Nur in 7 Prozent der Fälle konnten keine Ermittlungsergebnisse erzielt werden", erklärte
Joseph Riehl, Pressesprecher beim Bundesverband Deutscher Detektive in Bonn. Eine
Unterteilung nach der wirtschaftlichen Bedeutung der Ermittlungsergebnisse geht aus diesen
Zahlen allerdings nicht hervor. Und wie die Leistungen der Detektive ausfallen, die nicht
Mitglied in einem Verband sind - auch darüber gibt es natürlich keine Zahlen.
Zu bemängeln ist auch, dass es bisher nicht gelungen ist, das zersplitterte Verbandswesen
Detektive in Deutschland zusammenzuführen. Nach wie vor gibt es drei verschiedene
Berufsverbände, die sich trotz mehrerer Anläufe nicht auf eine Fusion einigen konnten. Das
trägt sicherlich nicht zur Transparenz des ohnehin mit vielen Klischees behafteten Gewerbes
bei. Besonders bedenklich: Niemand ist gesetzlich verpflichtet, seine Detektive ausbilden zu
lassen oder gar Mitglied in einem Verband zu sein und damit die Berufsordnung einzuhalten.
Auszug aus "Anwaltsreport 3/2004"
mehr zum Thema "Detektei & Preisgestaltung"?
|